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Co-Regulation zwischen Eltern und ihren Kindern

Leandra Vogt
Leandra Vogt
Stand: 5. Juni 2023

Du bist ein liebevoller Elternteil und möchtest das Beste für dein Kind. Eine wichtige Methode, um eine gesunde Entwicklung und emotionales Wohlbefinden bei deinem Kind zu fördern, ist die Co-Regulation. Aber was genau bedeutet das? Wie kannst du dein Kind co- regulieren? Und warum ist Co-Regulation so wichtig? In diesem Text werde ich diese Fragen beantworten und dir fünf praktische Tipps für eine gelingende Co-Regulation im Alltag geben.

Co-Regulation bezieht sich auf die Fähigkeit, die emotionalen Zustände und Bedürfnisse deines Kindes zu erkennen, zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Es geht darum, deinem Kind zu helfen, seine Emotionen zu regulieren, wenn es sich überwältigt, ängstlich oder frustriert fühlt. Als Elternteil spielst du dabei eine entscheidende Rolle, indem du eine sichere und unterstützende Umgebung schaffst, in der sich dein Kind ausdrücken und seine Gefühle kontrollieren kann.

Forscher haben gezeigt, dass Co-Regulation einen positiven Einfluss auf die emotionale Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern hat. Laut der Entwicklungspsychologin Dr. Mona Delahooke "ist Co-Regulation der Kern der emotionalen Gesundheit und das Fundament für die Entwicklung von Fähigkeiten wie Selbstregulierung und Resilienz". [1] Wenn Eltern auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und ihnen helfen, ihre Emotionen zu verstehen und zu kontrollieren, können sie eine sichere Bindung aufbauen und die emotionale Entwicklung ihres Kindes unterstützen.

Um dein Kind co-regulieren zu können, ist es wichtig, sensibel auf seine emotionalen Signale zu achten. Dr. Vanessa Lapointe, eine kanadische Entwicklungspsychologin, betont die Bedeutung der "Spiegelung" der Emotionen des Kindes. Indem du aufmerksam auf die Körpersprache, den Gesichtsausdruck und die Worte deines Kindes achtest, kannst du erkennen, wie es sich fühlt und angemessen darauf reagieren. [2] Zeige Interesse an den Gefühlen deines Kindes, indem du einfühlsam zuhörst und es ermutigst, über seine Emotionen zu sprechen. Gib ihm das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden, auch wenn du seine Erfahrung und entsprechende Reaktion vielleicht nicht vollständig nachvollziehen kannst.

Co-Regulation ist besonders wichtig, um die emotionalen Fähigkeiten deines Kindes zu entwickeln. Indem du ihm zeigst, wie man mit verschiedenen Gefühlen umgeht, trägst du dazu bei, dass es emotionale Intelligenz entwickelt und lernt, seine Emotionen angemessenauszudrücken. Dr. Stuart Shanker, ein kanadischer Psychologe und Experte für Emotionsregulation, betont die langfristigen Auswirkungen der Co-Regulation auf das Wohlbefinden von Kindern:

Wenn Kinder die Fähigkeit zur Selbstregulation erlernen, sind sie besser in der Lage, Stress zu bewältigen, Beziehungen aufzubauen und erfolgreich zu lernen.

Dr. Stuart Shanker [3]

Es ist wichtig zu beachten, dass Co-Regulation ein fortlaufender Prozess ist, der sich im Laufe der Zeit entwickelt. Als Elternteil wirst du dein Kind wahrscheinlich bis in die Jugendjahre hinein co-regulieren. Die spezifische Dauer hängt jedoch von der individuellen Entwicklung deines Kindes ab. Während jüngere Kinder mehr Unterstützung benötigen, können ältere Kinder allmählich mehr Autonomie bei der Regulation ihrer eigenen Emotionen entwickeln. Laut Dr. Delahooke ist es jedoch wichtig, auch in späteren Jahren eine unterstützende Präsenz anzubieten, falls dein Kind diese benötigt. [1]

Hier sind 5 Impulse für die Förderung eurer Co-Regulation im Alltag

1. Sei ein aufmerksamer Zuhörer

Nimm dir Zeit, um deinem Kind zuzuhören und ihm deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ermuntere es, über seine Gefühle zu sprechen, und zeige Interesse, indem du Fragen stellst und seine Perspektive respektierst.

2. Zeige Empathie

Versuche, die Gefühle deines Kindes nachzuvollziehen und zeige Verständnis dafür. Sprich Worte des Trostes und der Unterstützung aus, um ihm zu helfen, sich verstanden und sicher zu fühlen.

3. Unterstütze Selbstregulation

Hilf deinem Kind, Strategien zur Selbstregulation zu entwickeln. Das können Atemübungen, körperliche Aktivitäten oder kreative Ausdrucksformen sein. Ermutige es, diese Techniken zu nutzen, wenn es sich überwältigt fühlt.

4. Schaffe eine stabile Routine

Eine regelmäßige und strukturierte Routine kann deinem Kind Sicherheit geben und ihm helfen, seine Emotionen besser zu regulieren. Baue feste Zeiten für Aktivitäten wie Essen, Schlafen und Spielen ein.

5. Sei ein Vorbild für emotionale Regulation

Zeige deinem Kind, wie du mit deinen eigenen Gefühlen umgehst. Wenn du selbst gestresst oder frustriert bist, nutze gesunde Bewältigungsstrategien und teile sie mit deinem Kind. Indem du ein gutes Beispiel gibst, kannst du seine Fähigkeit zur Co-Regulation stärken.

Es kann Eltern viel Kraft kosten, all die Emotionen ihrer Kinder zu begleiten. Daher ist es wichtig, dass Eltern stets auch auf ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse schauen und sich gut um sich selbst kümmern.

Leandra Vogt

Als Elternteil ist es entscheidend, dass du dich selbst regulierst, bevor du deinem Kind bei der Regulation seiner Emotionen hilfst. Indem du selbst einen ruhigen und ausgeglichenen Zustand erreichst, bist du besser in der Lage, dein Kind zu unterstützen und ihm ein stabiles emotionales Vorbild zu sein. Hier sind einige Strategien, wie du dich selbst regulieren kannst:

Bewusstsein für deine eigenen Emotionen

Nimm dir regelmäßig Zeit, um dich mit deinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Achte auf Anzeichen von Stress, Frustration oder Überforderung. Indem du dich bewusst machst, wie du dich fühlst, kannst du gezielt Maßnahmen ergreifen, um dich zu regulieren.

Selbstfürsorge praktizieren

Priorisiere deine eigene körperliche und emotionale Gesundheit. Finde Wege, um Stress abzubauen, sei es durch regelmäßige Bewegung, Meditation, das Lesen eines Buches oder das Treffen von Freunden. Sorge für ausreichend Schlaf und achte auf eine ausgewogene Ernährung. Indem du dich um dein eigenes Wohlbefinden kümmerst, stärkst du deine eigene Fähigkeit zur Selbstregulierung.

Emotionale Auszeit nehmen

Es ist okay, eine Pause einzulegen, wenn du merkst, dass deine eigenen Emotionen hochkochen. Gehe einen Schritt zurück, atme tief durch und nimm dir Zeit, um dich zu beruhigen. Du kannst beispielsweise einen kurzen Spaziergang machen, um frische Luft zu schnappen oder in einen anderen Raum gehen, um dich für einen Moment zu sammeln. Dies ermöglicht es dir, mit einer ruhigen und klaren Perspektive zurückzukehren.

Unterstützung suchen

Es ist nicht immer einfach, alles selbst zu bewältigen. Scheue dich nicht davor, um Hilfe zu bitten, sei es von deinem Partner, Familienmitgliedern oder Freunden. Manchmal kann es hilfreich sein, mit anderen Eltern zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann dazu beitragen, dass du dich besser verstanden fühlst und neue Perspektiven gewinnst.

Achtsamkeit praktizieren

Die Praxis der Achtsamkeit kann dir helfen, dich im gegenwärtigen Moment zu zentrieren und deine eigenen Emotionen besser wahrzunehmen. Indem du bewusst auf deine Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen achtest, kannst du lernen, sie ohne Urteil anzunehmen und dich gezielt zu regulieren. Es gibt verschiedene Achtsamkeitsübungen, wie zum Beispiel Atemübungen oder Körper-Scan, die dir dabei helfen können.

Es ist wichtig zu erkennen, dass es normal ist, als Elternteil selbst manchmal überwältigt zu sein. Es ist ein Prozess des Lernens und Wachsens, sowohl für dich als auch für dein Kind. Indem du dich selbst regulierst und deine eigene emotionale Gesundheit pflegst, legst du einen starken Grundstein für eine erfolgreiche Co-Regulation mit deinem Kind. Indem du dich um dich selbst kümmerst, kannst du eine stabile und unterstützende Präsenz für dein Kind sein und ihm helfen, seine eigenen Emotionen zu regulieren.

Quellen

[1] Delahooke, M. (2019). Beyond Behaviors: Using Brain Science and Compassion to Understand and Solve Children's Behavioral Challenges. PESI Publishing & Media.

[2] Lapointe, V. (2020). Parenting Right From The Start: Laying a Healthy Foundation in the Baby and Toddler Years. Lifetree Media.

[3] Shanker, S. (2016). Self-Reg: How to Help Your Child (and You) Break the Stress Cycle and Successfully Engage with Life. Penguin Books Canada.