Erziehung ist ein komplexer und vielschichtiger Begriff, der die Art und Weise beschreibt, wie Menschen Wissen, Werte und Verhaltensweisen von einer Generation zur nächsten weitergeben, beziehungsweise vorleben [1]. In den letzten 100 Jahren hat sich die Erziehung aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen erheblich entwickelt und weiterentwickelt. Diese Entwicklung hat zu verschiedenen Erziehungsstilen geführt, die unterschiedliche Auswirkungen auf unsere Kinder haben können [2]. In diesem Artikel werden wir den Begriff "Erziehung" definieren und genauer betrachten, wie sich diese in den letzten 100 Jahren entwickelt hat. Darüber hinaus werden wir auf verschiedene Erziehungsstile eingehen, ihre Auswirkungen diskutieren und Wege aufzeigen, wie du den Erziehungsstil finden kannst, der ganz persönlich zu dir und deiner Familie passt.
Erziehung bezieht sich auf den Prozess der sozialen Interaktion, bei dem Werte, Normen, Kenntnisse und Fähigkeiten von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Dabei stellt Erziehung die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken dar. Häufig liegt der Erziehung die Intention zu Grunde, Kinder auf das Leben in der Gesellschaft vorzubereiten, ihre intellektuelle, emotionale und soziale Entwicklung zu fördern und ihnen die Werkzeuge zu geben, um in der Welt erfolgreich zu sein [3].
In den Bindungs- und bedürfnisorientierten Strömungen, wie der Erziehungsbegriff oftmals sehr kritisch betrachtet und die Begrifflichkeit «unerzogen» wird kontrovers diskutiert. Das zielgerichtete Handeln der Erwachsenen, welche das Kind verändern möchten, wird als Machtmissbrauch eingeordnet. Wir beim familienort betrachten diese Auseinandersetzung mit diesem Begriff als sehr spannend, und betrachten sie aus vielerlei Perspektiven. Wir gehen davon aus, dass wir nicht nicht-erziehen können. Denn selbst die Begleitung durch uns als Erwachsene, die dem Kind das höchste Mass an Selbstbestimmung, Einfühlung und Freiheit gibt, verfolgt das Ziel, das Kind durch eine bestimmte Art und Weise, das Heranwachsen zu ermöglichen, zu einem freien und selbstbestimmten Menschen zu begleiten.
Man könnte meinen, dass hierzu kein Eingreifen nötig sei – doch brauchen Kinder Begleitung, Halt und Orientierung in einer komplexen Welt, die für sie erst nach und nach verständlicher wird. Das kritische Hinterfragen des Machtmissbrauchs halten wir für absolut gerechtfertigt und relevant - den Begriff der Erziehung zu stürzen oder gar zu verteufeln, für weniger sinnvoll.
In den letzten 100 Jahren hat sich die Erziehung stark gewandelt, da sich die Gesellschaft, ihre Werte und Normen, ihre wirtschaftlichen Bedingungen und Technologien weiterentwickelt haben. Hier sind einige wichtige Entwicklungen, die die Erziehung in diesem Zeitraum beeinflusst haben:
Früher waren autoritäre Erziehungsansätze weit verbreitet, bei denen Eltern und Lehrer eine dominierende Rolle spielten und Gehorsam und Disziplin im Vordergrund standen. Im Laufe der Zeit hat sich ein demokratischerer Ansatz entwickelt, der auf Partizipation, Kooperation und individueller Entfaltung basiert.
Die Erziehung hat sich von einem disziplinarischen Ansatz, der Strafen und Kontrolle betonte, hin zu einem unterstützenden Ansatz entwickelt, der auf Empathie, Kommunikation und emotionaler Unterstützung beruht. Das Verständnis für die Bedeutung der emotionalen und psychischen Gesundheit von Kindern hat zugenommen.
Traditionell war die Erziehung stark von gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern geprägt. Heutzutage wird mehr Wert auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Kindes gelegt. Es gibt einen wachsenden Fokus auf personalisiertes Lernen und die Entwicklung beziehungsweise Förderung von Stärken und Talenten.
Früher wurde Erziehung oft als hierarchisches Verhältnis zwischen Erziehenden und Erzogenen betrachtet. Heute wird Wert auf gleichberechtigte Beziehungen gelegt, bei denen Kinder und Jugendliche eine Stimme haben und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.